Annika – Strasbourg

Studium in Frankreich, Strasbourg

Schon seit Jahren habe ich mich sehr für die französische Kultur und Sprache interessiert. Anlässlich eines Schüleraustausches in der neunten Klasse konnte ich für zwei Wochen erstmals nach Frankreich fahren und dort einen ersten Eindruck vom Land und dessen Gepflogenheiten bekommen und war sehr fasziniert von dem freundlichen Umgang und der Kultur, was mich nur noch mehr darin bestärkte, ein Jahr in Frankreich zu studieren. Nach meinem Abitur an einem deutschen Gymnasium, welches ich mit guten Noten abgeschlossen habe, entschied ich mich also, mein Interesse für die Medizin mit meinem Interesse an Frankreich zu vereinen und an der Université de Strasbourg Medizin zu studieren.

Meine Bewerbung

Die Université de Strasbourg ist eine Partner-Universität von  Würzburg, weshalb es kein Problem darstellte, mich dort für den Studiengang einzuschreiben. Ich schickte also meine Bewerbungsunterlagen ab, die ich mithilfe meiner damaligen Französischlehrerin bearbeitet habe und bekam zwei Wochen später schon die Zusage. Die Bewerbung an sich war recht einfach, die Université de Strasbourg verlangte die Zeugnisse der letzten zwei Jahre, eine Praktikumsbescheinigung, sowie eine Bewerbung auf deutsch und französisch, in denen ich angab, weshalb ich ein Studium in Frankreich in Betracht ziehe.

Erste Hürden

Nach der Zusage entschied ich mich im Wintersemester einzusteigen, welches Mitte Oktober beginnen sollte. Um mich jedoch vorher erst mal in Frankreich einleben zu können, bevor das Studium beginnt, beschloss ist, schon Ende September nach Strasbourg zu fahren, was Rückblickend genau die richtige Entscheidung war.

Denn obwohl ich für die Uni nichts vorbereiten musste, gab es dennoch einiges an organisatorischem zu erledigen: So musste ich mir dort ein Bankkonto einrichten, einen neuen Handyvertrag abschließen und mich mit dem französischen U-Bahn-Netz vertraut machen. Ebenso nutzte ich die Zeit dort, um mir ein Fahrrad zu mieten, da ich erfuhr, dass diese neben Autos, die meistgenutzten Fortbewegungsmittel dort seihen und für ein ganzes Jahr auch nur knapp 80 Euro kosten.

Unterkunft in Strasbourg

Während meines Aufenthalts in Strasbourg bin ich einem Wohnheim untergekommen. Meine Unterkunft dort bestand zwar aus nur einem Zimmer, welches auch recht klein war, dennoch verfügte es aber über ein eigenes Bad und war modern eingerichtet, weshalb ich mich dort sehr wohl fühlte. Das Wohnheim an sich war sehr zentral gelegen, sodass U-Bahn und Geschäfte zu Fuß bequem zu erreichen waren.

Des Weiteren verfügte das Wohnheim auch über eine Kantine, wo man die Möglichkeit hat, seine Mahlzeiten dort einzunehmen. Da dort zudem auch noch viele junge Menschen einquartiert wurden, lernte ich schon bald ein paar andere Studenten kennen, sodass ich schnell neue Freunde fand, die mir nur zu gerne die Stadt zeigten und mir unter die Arme griffen, wann immer ich mich in der großen Stadt etwas verloren vorkam. Ich kann also nur wärmstens empfehlen, sich dort so schnell wie möglich, anderen Menschen anzuschließen, da einen sonst ziemlich schnell das Heimweh überkommt.

Finanzieren konnte ich meine dortige Unterkunft mit Hilfe von Wohngeld, dem sogenannten "aide personelle au logement", welches mir monatlich überwiesen wurde. Dieses Wohngeld ist für alle Studenten zugänglich, die sich in Frankreich ein Bankkonto einrichten. Zusätzlich habe ich während meines dortigen Aufenthalts als Studentin knapp 250 Euro im Monat verdient und konnte somit sämtliche andere Kosten wie zum Beispiel: Verpflegung, Hobbys und Internet finanzieren.

Beginn des Studiums

Mitte Oktober begann mein Studium und wechselte jede zwei Monate zwischen Theorie und Praxis, also zwischen Praktikum und Unterricht. Die ersten zwei Monate begannen mit dem Praktikum in einem Krankenhaus, was mir persönlich sehr gelegen kam, denn so hatte ich die Chance, mich langsam mit der Arbeit und meinen Mitarbeitern vertraut zu machen. Ein weiterer Vorteil, der sich mir während meiner Zeit in Frankreich erschloss, war, dass der Unterricht dort viel praxisbezogener ist, was am Blockpraktikum lag.

Denn da der theoretische Teil nicht so wie in Deutschland, erst am Ende eines Semesters stattfindet, war auch der Unterricht viel besser zu verstehen, da dieser auch so ausgerichtet wurde, dass Theorie und Praxis aufeinander aufbauten und das im Krankenhaus Gelernte auch im Unterricht besprochen wurde. So hatte man nicht den Eindruck man lerne nur anhand von Büchern. Der Unterricht in der Universität an sich befasste sich also sehr ausführlich mit Gesprächen über die klinischen Fälle der dort stationierten Patienten und Diskussionen über Therapiemöglichkeiten sowie Hypothesen.

Freizeitgestaltung

Da ich das Studium sehr ernst genommen habe, nahm ich mir sehr viel Zeit fürs Lernen, schaffte es aber dennoch, mich oft genug von meinen Büchern loszureißen, um die vielseitige Stadt zu erkunden. Um weitere Menschen kennenzulernen, nahm ich an einem Tanzkurs teil, der mir viel Spaß machte und meine Anzahl an Freunden dort noch mal Verdoppelte.

Darüber hinaus nutzte ich meine Freizeit dort auch für ein bisschen Bildung und stattete dem Europaparlament einen Besuch ab, was meiner Meinung nach ein absolutes Muss ist, wenn man sich in Strasbourg aufhält. Man hat dort noch dazu auch die Möglichkeit, sich eine Sitzung des Parlaments anzuschauen, was ich mir nicht entgehen ließ.

Auch die vielen Bars und Kneipen, sowie Restaurants sind nur zu empfehlen und auch die Preise sind sehr erschwinglich. Einmal im Monat traf ich mich mit meinen Mitstudenten in einer Kneipe zum "Stammtisch" an dem auch ein für uns Verantwortlicher Lehrer teilnahm, und wo in vertrauter Runde alle möglichen Fragen geklärt wurden.

Ebenso bot die Universität für seine Austauschstudenten regelmäßig Ausflüge zu Museen, Ausstellungen oder anderen Sehenswürdigkeiten an. Das Einzige was ich daran schade fand war, dass Studenten aller Nationalität zusammengewürfelt wurden, sodass ich kaum die Möglichkeit hatte, meine Kollegen aus Würzburg kennen zu lernen. Dennoch bieten sich solche Ausflüge sehr an, zumal dadurch die Eintrittspreise für Sehenswürdigkeiten noch mal um einiges preiswerter sind.

Mein Fazit

Ich kann voller Überzeugung sagen, dass ich mein Jahr in Frankreich nicht bereue. Ich würde zwar nicht behaupten, dass die Ausbildung dort unbedingt besser war als die in Deutschland, aber ich habe während der Zeit dort mein Französisch auf ein noch höheres Level gebracht und habe internationale Freundschaften geknüpft, die auch jetzt immer noch bestehen. Zudem half mir dieses Jahr auch, viel selbstständiger zu werden und hat mich mit Situationen umgehen lassen, die ich mir sonst niemals zugetraut hätte.